Katharina
Reisen, eine meiner großen Leidenschaften. Wo soll es dieses Mal hin gehen? Was möchte ich sehen? Welche Möglichkeiten gibt es eine neue Kultur kennen zu lernen? Diese Fragen stellte ich mir Mitte des letzten Jahres. Nach einem Weitblickvortrag fand ich auf deren Internetseite die Antwort auf meine Fragen: das Schilfprojekt. Ein Projekt, das jungen Menschen auf der einen Seite ermöglicht eine neue Kultur kennen zu lernen und auf der anderen Seite den Locals etwas zurückgibt. Nachdem alle organisatorischen Fragen geklärt, die Flüge gebucht und das Visum beantragt waren, ging es für mich Ende März los. Mein Ziel: die Bintang Timur School in Nusa Dua, Bali.
Nach meinem herzlichen Empfang von Susan, ihrer Familie, Elly und den anderen Volunteers, ging der Schulalltag auch schon los. Die Frage, welche ich mir vor der Reise am häufigsten gestellt habe, war folgende: Wie sieht der Alltag als Volunteer in der Schule aus? Deswegen eine kurze Zusammenfassung meiner typischen Schulwoche. Diese lief wie folgt ab:
Montags bis mittwochs hatten die Kinder von 8 bis 11 Uhr Unterricht. Dieser bestand darin, dass die Kinder zunächst einige Lieder sangen, wonach ich eine englische Geschichte vorlas. Meine Lehrerin Ani half mir dabei und übersetzte falls notwendig. Danach übte ich zusammen mit den Kindern englische Vokabeln mit Hilfe von Flashcards. Im Anschluss lernten die Kinder mit Arbeitsblättern und Bastelübungen schreiben, lesen und rechnen. Natürlich gab es auch eine gemeinsame Frühstückspause mit anschließendem Zähneputzen. Oft fand auch eine Videoshow statt. Das bedeutet, dass die Kinder auf einer Leinwand englische Lernvideos angucken durften. Nach dem regulären Unterricht hatte jede Lehrerin und jeder Volunteer „extra Class“. Jedem wurden ca. drei Schüler/innen zugeteilt, mit denen im Anschluss an den regulären Unterricht verschiedene Schwerpunkte noch einmal geübt wurden. Nach dem Mittagessen haben wir oft gemeinsam mit allen Volunteers weitere Unterrichtsmaterialien vorbereitet. Donnerstags sah der Alltag nicht viel anders aus als an den drei vorherigen Tagen. Der einzige Unterschied lag darin, dass anstatt der Extra Class alle Kinder Tanzunterricht hatten. Um die balinesische Kultur aufrecht zu erhalten, lernen die Kinder schon früh einen traditionellen balinesischen Tanz. Freitags war Sporttag. Das bedeutet, dass alle Kindergartenkinder zunächst gemeinsam auf dem Hof zu sowohl englischen als auch indonesischen Liedern singen und tanzen. Danach bekam jedes Kind von der Schule ein Frühstück gestellt, woraufhin der normale Unterricht weiterging. Freitags mittags stand dann noch das wöchentliche Meeting auf dem Plan, in dem alle Kindergartenlehrerinnen und Volunteers die Ereignisse der Woche thematisierten. Zusätzlich zu der Arbeit im Kindergarten, gab jeder Volunteer ca. 2-3 Stunden (35 Minuten = eine Schulstunde) Deutsch- und Englischunterricht in der Grundschule.
Neben dem Schulalltag fanden während meines Aufenthalts auch einige interessante Ausflüge statt. Zum einen die Ostereiersuche am Strand von Nusa Dua. Eine tolle und neue Art für mich Ostern zu feiern. Mit sehr viel Liebe und Mühe bereiteten sowohl Lehrer als auch Eltern einige Spiele und tolles Essen für alle vor. Neben der schönen Osterfeier war ein weiteres Highlight der Ausflug zur Feuerwehr. Strahlende Kinderaugen leuchteten aus dem Fenster des Feuerwehrautos, während sie mehrere Runden über den großen Parkplatz fuhren. Außerdem hieß es dann auch noch: „Wasser marsch“. Jedes Kind durfte einmal mit der Hilfe eines Feuerwehrmannes den Löschschlauch betätigen. Die Bintang Timur School ermöglicht den Kindern so, viele neue Eindrücke und Erfahrungen zu sammeln.
Dennoch war die Arbeit nicht immer leicht. Aufgrund von kulturellen Unterschieden und sprachlichen Barrieren wurde man im Alltag vor einige Herausforderungen gestellt. Es wird von den Volunteers eine große Eigenständigkeit erwartet. Das bedeutet nicht, dass man keine Hilfe bekommt, wenn man danach fragt. Dennoch muss man öfters erfinderisch werden und eigenständig Ideen erarbeiten. So liegt beispielweise die Unterrichtsgestaltung der Extra Classes vollkommen in den Händen der Volunteers. Das bedeutet, dass man schon im Unterricht auf Schwächen seiner zugeteilten Schüler/innen achten und einen entsprechenden Plan ausarbeiten sollte. Dafür ist ein pädagogischer Hintergrund von Vorteil. Man sollte außerdem nie vergessen, dass man Gast in einem Land ist und sich an einige für einen persönlich außergewöhnliche Lehrmethoden und Sitten gewöhnen muss. Alle Lehrer/innen sind offen für Anregungen. Dennoch lässt die Umsetzung manchmal lange Zeit auf sich warten.
Zusammenfassend lässt sich aber sagen, dass das Abendteuer Bintang Timur School seine Reise absolut wert war. Durch die Arbeit mit den Locals bekommt man einen ganz anderen Einblick in die Kultur des Landes. Viele gemeinsame Abende mit den Lehrer/innen und Volunteers haben meine Reise zu etwas ganz Besonderem gemacht. Interessante Gespräche über lokale indonesische Politik, Bildungsvorstellungen oder auch Religion, werden mir immer in Erinnerung bleiben. Durch eine solche Erfahrung bekommt man auch die Möglichkeit, seine eigene Lebenssituation in Deutschland anders wert zu schätzen. Ich wünsche der Bintang Timur School weiterhin viel Erfolg beim Ausbau und hoffe, dass ich das Schilfprojekt weiterhin tatkräftig unterstützen kann.
Katharina Kettler